„Mihr schwätze uuhs platt!“
„Die Gründer der Laienspielschar konnten damals nicht ahnen, welchen Stein sie ins Rollen gebracht hatten. Über 130 Bürger unserer kleinen Gemeinde standen seit dieser Zeit auf der Bühne und machten Ebersgöns als Theaterdorf weit über die Grenzen der Wetterau bekannt“ – Edgar Tögel zum 70. Jubiläum
EBERSGÖNS (pa). Bei den Ebersgönsern reicht das Laienspieltheater, soweit bekannt, bis 1922 zurück. In den dreißiger Jahren, bedingt wohl durch die schlechte wirtschaftliche Situation und den vereinspolitischen Einfluss der Nationalsozialisten sei das Interesse spürbar zurückgegangen und in den Kriegszeiten ganz eingestellt worden, bis dann der aus der Gefangenschaft heimgekehrte Landwirt und Metzger Richard Jung, übrigens ein echtes Dorforiginal, zusammen mit Ewald Wilhelm die Weichen für eine „Kulturgemeinschaft“ gestellt hatten, aus der dann 1947 die Laienspielschar Ebersgöns hervorgegangen ist.
Mit Stücken wie „Aal in Gelee“, „Im Weißen Rössl“, „Der verkaufte Großvater“, „Der Meisterboxer“ oder „Tante Jutta aus Kalkutta“, allesamt Pflichtaufführungen für jede Profibühne, hatten sich die Ebersgönser Amateure im gesamten Umland einen guten Ruf und sich sogar das Lob der überregionalen Presse erworben. Man spielte damals nicht nur im eigenen Dorf, sondern ging in der Umgebung auch „auf Tournee“.
1976 hatte die Laienspielschar sogar einmal im Rahmen des Butzbacher Theaterabonnements auf der Bühne des Bürgerhauses in Butzbach gestanden, übrigens drei Wochen nach einer Komödienaufführung mit dem bekannten Schauspieler Hans-Jörg Felmy, zu unschlagbar günstigen Preisen von sechs Mark und dem Stück „Mit Küchenbenutzung“.
In der 60-jährigen Geschichte der Laienspielschar Ebersgöns war der 1999 verstorbene Richard Jung 42 Jahre Vorsitzender. Ihm folgte 1989 Horst Brenner bis zu seinem Tod 2006. Bis 2019 war Edgar Tögl Vorsitzende der Theatertruppe. 2019 übernahm Daniel Schmidt dieses Amt.
Spielstätte der Laienspielschar war bis 1994 der Saal der ehemaligen Gastwirtschaft „Zum Löwen“ mit seinem besonderen Flair und der „Tuchfühlung“ zwischen Zuschauern und Akteuren, ehe man dann nach der Schließung des „Löwen“ in die Turnhalle des TSV Ebersgöns überwechselte.
Der Laienspielschar Ebersgöns wurde 2001 der Kulturpreis und die zum ersten Mal vergebene Trophäe „Goldene Hand“ der Stadt Butzbach für ihr jahrzehntelanges kulturelles Wirken, die Pflege des heimatlichen Brauchtums und des heimischen Dialektes verliehen. Für das ehrenamtliche Engagement verlieh die SPD Wetterau der Laienspielschar den Ehrenamtspreis 2015.